cosnova says NO – Interview with Sarah Bora and Nina Meinke

Interview with Sarah Bora and Nina Meinke

Die Initiative „cosnova says NO – gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ wird 2024 von zwei bekannten Persönlichkeiten unterstützt: Sarah Bora ist erneut Teil der Kampagne. Zudem konnte cosnova Nina Meinke gewinnen.

  • Sarah Bora, Musikerin und Unternehmerin

    Sarah Bora ist Musikerin, Unternehmerin, Mitgründerin von #dienächste und selbst ehemaliges Opfer von häuslicher Gewalt. Sie setzt sich vehement für mehr Frauenrechte ein und gibt durch ihre eigene Geschichte Opfern eine Stimme. Ihr ist es wichtig, dass wir als Gesellschaft aufhören, Gewalt gegen Frauen als Tabuthema zu behandeln.

    Sarah Bora, Musikerin und Unternehmerin

  • Nina Meinke, Profiboxerin

    Nina Meinke ist Profiboxerin und amtierende Weltmeisterin im Federgewicht. Seit 20 Jahren begleitet die Berlinerin nun schon der Boxsport, der sie selbstbewusster durchs Leben gehen lässt. Da sie sich seit Jahren in einem männerdominierten Sport behauptet, ist ihr Gleichberechtigung sehr wichtig. Sie möchte Betroffenen von Gewalt Mut machen und zeigen, dass sie nicht allein sind.

    Nina Meinke, Profiboxerin

Die beiden Frauen sprechen darüber, was sie dazu bewogen hat, Teil der Kampagne zu werden, wo aus ihrer Sicht Prävention gegen Gewalt an Frauen ansetzen sollte und wie wir als Gesellschaft mit diesem Thema umgehen können.

 

Warum ist es euch beiden persönlich wichtig, Teil der "cosnova says NO"-Initiative zu sein?

Sarah Bora: Mir ist es besonders wichtig, bei „cosnova says NO“ mitzumachen, weil ich selbst Opfer von häuslicher Gewalt gewesen bin, und das fast zehn Jahre lang. Ich versuche mit meiner Stimme und persönlichen Erfahrung möglichst viele Frauen zu erreichen, sie durch Aufklärung bestenfalls vor Gewalt zu bewahren – etwa, weil man frühzeitig Warnsignale erkennen lernt – oder aber, ihnen einen Weg aus der Gewaltspirale zu zeigen.

Nina Meinke: Für mich ist es sehr wichtig an der Initiative mitzuwirken, weil Gewalt an Frauen noch mehr thematisiert werden muss. Nach wie vor bekommt man häufig nicht mit, wenn Frauen Gewalt erfahren. Ich möchte, dass man ihnen hilft, die Scham zu überwinden, und dazu einlädt, darüber offen zu reden.

 

Nina, hattest du selbst weibliche Vorbilder, die dich auf ein auf deinem Weg inspiriert haben? Was hast du von ihnen gelernt?

Nina Meinke: Mein großes weibliches Vorbild ist meine Oma Olga. Sie ist 92 Jahre alt und hat mir schon früh mitgegeben: „Mädchen, steh‘ auf deinen eigenen Beinen, sei niemals abhängig von jemandem.“ Und genau das lebt sie uns auch vor. Sie ist die stärkste Frau, die ich kenne, abgesehen von meiner Mutter. Sie hatte ein hartes Leben und ist dennoch eine Person, die positiv durchs Leben geht. Ich kann von ihr viel für mein Leben mitnehmen.

Nina Meinke, Profiboxerin

Sarah, was sind die wichtigsten Schritte, die sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen/Unternehmen ergreifen können, um Gewalt gegen Frauen präventiv zu bekämpfen?

Sarah Bora: Zum einen müssen wir im gesellschaftlichen Diskurs etwas ändern, das heißt zum Beispiel nicht immer zuerst auf die Frau blicken nach dem Motto: Was muss Frau tun, dass ihr das nicht passiert? Stattdessen müssen wir uns auf die Täter fokussieren – und der Frage nachgehen, wie hier präventiv vorgegangen werden kann. Viele Unternehmen engagieren sich schon, wie etwa cosnova. Wir müssen es aber schaffen, dass dieses Thema noch mehr in der Wirtschaft und im Alltag stattfindet und dass das Tabu und Klischee-Denken durchbrochen werden.

 

Nina, welche Rolle spielt Selbstbewusstsein und Selbstverteidigung im Leben von Frauen? Und wie können wir Frauen stärken, um potenzielle Gefahren besser zu erkennen und zu vermeiden?

Nina Meinke: Ich denke, dass Frauen sich mit der Situation überhaupt erst einmal beschäftigen sollten, dass etwa zuhause oder auf der Straße Gewalt an ihnen ausgeübt werden kann. Durch einen Selbstverteidigungskurs können Frauen vielleicht auch etwas von der Angst verlieren. Aus meiner Erfahrung kann Boxen oder ein anderer Kampfsport Frauen sehr viel Selbstbewusstsein mitgeben. Nicht nur, weil sie unter anderem Techniken zur Selbstverteidigung erlernen, sondern auch, weil sich das Körperbewusstsein und die Körperspannung verbessern, was auf potentielle Täter vorab abschreckend wirken kann.

 

Sarah Bora, Musikerin und Unternehmerin

Was sind die größten Herausforderungen, denen sich Frauen in Bezug auf Gewaltprävention gegenübersehen, und wie können gesellschaftliche Veränderungen diese Herausforderungen angehen?

Sarah Bora: Häusliche Gewalt ist keine private Angelegenheit, sondern geht jeden und jede von uns etwas an. Jede Einzelperson kann etwas dagegen tun. Wir sollten schon bei den Kleinen anfangen. Deswegen ist Prävention der Schlüssel dafür, dass Gewalt nicht mehr stattfindet. Wir müssen es schaffen, dass Jungs nicht zu potenziellen Tätern werden und Mädchen nicht zu potenziellen Opfern.

Nina Meinke: Am wichtigsten ist es, glaube ich, dass die Gesellschaft nicht wegguckt. Und das ist ja leider häufig noch der Fall. Wir müssen offen über Gewalt an Frauen sprechen. Das Thema darf kein Tabuthema sein. Es gibt sicherlich oft auch Fälle, wo die Leute etwas wissen, aber sich nicht trauen, tätig zu werden, sodass die Frau in ihrer Situation alleingelassen wird. Wenn die Opfer das Gefühl bekommen, nicht allein zu sein, dann ist es auch einfacher, sich nach außen zu wenden, um Hilfe zu bekommen.

 

Sarah, was ist Dein persönlicher Wunsch oder Deine Vision für die Zukunft, wenn es um die Prävention von Gewalt gegen Frauen geht

Sarah Bora: Ich wünsche mir persönlich als ehemaliges Opfer, dass das Thema enttabuisiert wird und es nicht immer um die Fragen geht: Was kann Frau tun? Was hatte sie an? Wie kann sie sich anders verhalten? Sondern, dass wir den Fokus auch auf die Täterarbeit und Prävention legen. Und ich finde auch sehr wichtig, dass wir darüber nachdenken, egal ob in Filmen, in Werbung oder im gesamten Entertainmentbereich, wie wir in der Sprache mit solchen Themen umgehen sowie auch beispielsweise in den Nachrichten die Dinge so benennen, dass wirklich klar wird, was Frauen angetan wird.

Nina Meinke und Sarah Bora